„Ich war schon immer eine Nachtschwärmerin“,
verrät Isabella Chydenius im Interview* mit Dr. Christine Nippe. 2023 ist Chydenius Gastkünstlerin am Finnland-Institut; in der Ausstellung ihrer neuen Werke spielt urbane Clubkultur** die zentrale Rolle. Aus Kristinestad gebürtig, wohnte Isabella Chydenius u.a. in Paris, London und Kapstadt. Sie absolvierte ein Textildesign-Studium und arbeitete für namhafte Modehäuser, bevor sie sich der bildenden Kunst zuwandte und ihren Abschluss als Master of Fine Arts erwarb.
Isabella Chydenius‘ Werke spiegeln eine fortlaufende Forschung wider: Sie untersuchen das Potenzial, aber auch die Risiken urbaner Clubkultur in der heutigen heteropatriarchalen Zeit, in der das männliche Geschlecht und die Heterosexualität über andere Geschlechter und sexuelle Orientierungen herrschen. Mit Hilfe ihrer Skizzenbücher, die mit Überlegungen zu Tanzflächen, Gängen, Clubecken und den dort befindlichen Menschen gefüllt sind, erforscht Isabella, wie das Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit erschaffen werden kann. Sie will mit ihrer Kunst einen neuen Raum schaffen: für Selbstdarstellung, gemeinsame Ermächtigung, Veränderung und das Finden von Energie.
Warum sieht die Künstlerin gerade in Clubs ein Potenzial des Engagements für eine inklusive, diverse und gemeinschaftliche Gesellschaft? Isabella Chydenius erlebte als Jugendliche durch Clubs Gefühlsmomente von Freiheit. Als ihr klar wurde, dass der Zugang zu solchen Räumen ein Privileg ist und bei weitem nicht alle Clubs allen Menschen Sicherheit und Zugehörigkeit bieten, begann sie sich in das Thema zu vertiefen.
Vor allem interessierte sie sich dafür, wie wichtig die Räume für andere Flinta- und queere Menschen sind. Außerdem sieht sie in Clubs einen, im Gegensatz zu Museen und Galerien, wenig kuratierten Spiegel der Stadt. Wichtige Ideen und Ereignisse entstehen in den Nischen von Clubs. In vielen ihrer Lichtskulpturen experimentiert die Künstlerin damit, wie der Einsatz oder das Fehlen von Licht unterschiedliche Bedeutungen haben: Sie ermöglichen, sichtbar zu sein oder sich zu verstecken, beobachtet zu werden oder die Beobachterin zu sein. Eine besondere Rolle in Chydenius‘ Werken spielt auch, basierend auf vorherigen Analysen der Gestaltung von Clubs, die Farbe Pink.
Elsa Meri Tuulia Niveri
Praktikantin
Ausstellung Notizen über die Erschaffung von Räumen; das Potenzial der Clubnischen
Ort: Finnland-Institut, Friedrichstraße 153 a (3. OG), 10117 Berlin
Eröffnung: 9.2.2023, 18–21 Uhr
Öffnungszeiten Di + Do 11–19 Uhr u.n.V. (feiertags geschlossen)
www.finnland-institut.de
info@finstitut.de
030-40 363 18 90
* Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der auch zum kostenlosen Herunterladen auf www.finnland-institut.de erhältlich ist.
** Der Deutsche Bundestag stufte „Clubs und Livespielstätten“ 2021 als kulturelle Einrichtungen ein.
Kirjoitus on ilmestynyt Rengas-lehdessä 1–2/2023
Kuva/Foto: Isabella Chydenius